Schüler*innen erleben Instagram meist als soziales Medium, bei dem „Sehen und Gesehen werden“ im Mittelpunkt stehen. Wie Twitter oder Facebook lässt sich aber auch diese Plattform durchaus dafür nutzen, sich sozial oder politisch zu engagieren. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass das Internet die Möglichkeiten für Menschen erweitert, sich zu verbinden und zu organisieren.
Laut den Vorgaben der KMK zur Förderung von Medienkompetenzen ist es Aufgabe der Schulen, diese produktive Nutzung der digitalen Medien zu fördern:
- 6.2.5: Die Bedeutung von digitalen Medien für die politische Meinungsbildung und Entscheidungsfindung kennen und nutzen
- 6.2.6.: Potenziale der Digitalisierung im Sinne sozialer Integration und sozialer Teilhabe erkennen, analysieren und reflektieren
Um das Potenzial der sozialen Medien zu erforschen und zu erproben, bietet es sich an, die Schüler*innen eine eigene Kampagne durchführen zu lassen. Dabei ist es hilfreich, ein Thema zu wählen, mit dem sich möglichst viele identifizieren können. In dem hier vorgestellten Unterrichtsprojekt ist es die Aufgabe, eine Social-Media-Kampagne für Menschenrechte zu starten. Das Thema Menschenrechte eignet sich auch, da es sowohl in Unterrichtsreihen zur Ethik als auch zur Staatsphilosophie thematisiert werden kann. Instagram lässt sich aber natürlich auch bei vielen anderen Themen als Präsentations-Medium nutzen.
1.) Basiswissen zu Menschenrechten: Es ist sinnvoll in einer ersten Phase Grundlagenwissen zu den Menschenrechten zu erarbeiten. Folgende inhaltlichen Schwerpunkte erscheinen sinnvoll:
- Kenntnis der zentralen Menschenrechte
- Kennzeichen von Menschenrechten: Egalität, Universalität, Unteilbarkeit, Unveräußerlichkeit
- Klassifizierung von Menschenrechten: Gleichheitsrechte, Freiheitsrechte, Teilhaberechte
- Die Rolle der Menschenrechte als Schutzschild gegen staatliche Repressionen
- Die philosophische Rechtfertigung der Menschenrechte
- Das den Menschenrechten zugrundeliegende Menschenbild
- Die Bedeutung der universelle Geltung der Menschenrechte für einen guten Staat
Ausführliche Informationen zu Menschenrechten finden in vielen Philosophie-Büchern, aber auch im Internet – Beispiel bei der Bundeszentrale für politische Bildung.11
2.) Social-Media-Kampagne: Angesichts der aktuellen Vorgänge in vielen Ländern der Welt lässt sich leicht aufzeigen, dass Menschenrechte nicht nur nicht selbstverständlich, sondern jederzeit gefährdet sind – auch in Europa. Vor diesem Hintergrund bekommen die Schüler*innen die Aufgabe, eine Social-Media-Kampagne für Menschenrechte zu entwickeln. Um hier nicht auf der politischen Ebene zu bleiben, ist es wichtig, dass die Schüler*Innen den philosophischen Gehalt herausstellen, also etwa die ethischen Prinzipien der Begründungen darlegen oder anthropologische Reduktionen ausarbeiten.
Auf einem eigens eingerichteten Account sollen die Schüler*innen in Gruppen grundlegende Informationen zu Menschenrechten verbreiten und für die Bedeutung von Menschenrechten werben. Der Arbeitsauftrag lautet:
Entwickelt alleine oder in Gruppen von bis zu drei Schüler*innen eine Social-Media-Kampagne auf der Instagram, mit der ihr
- allgemein über die Menschenrechte informiert
- philosophisch begründet, wieso alle oder einzelne Menschenrechte wichtig sind
- über Verstöße gegen Menschenrechte berichtet und zeigt, warum diese Verstöße
- ethisch oder staatsphilosophisch problematisch sind
- welches problematische Menschenbild hinter diesen Verstößen steht
- über Möglichkeiten zum Engagement für Menschenrechte informiert
Folgende Arbeitsschritte sind Teil des Prozesses:
- die vertiefende Recherche und Aufarbeitung von Informationen rund um Menschenrechte
- die Aufarbeitung der Informationen mit Bildern und Texten für Instagram
- die Erstellung eines Accounts und Erzeugung von Reichweite innerhalb des Netzwerkes durch geeignete Kommunikationsstrategien
Natürlich ist es auch möglich die Fotos erstellen zu lassen, ohne sie zu veröffentlichen. Die Veröffentlichung auf Instagram soll aber dazu beitragen, den Blick für die Möglichkeiten des Mediums zur politischen Kommunikation zu erweitern. Die Veröffentlichung bei Instagram ist zudem erfahrungsgemäß für viele Schüler*innen eine zusätzliche Motivation, da ihre Arbeitsergebnisse sozusagen den Klassenraum verlassen. Gleichzeitig lernten sie dabei auch viel über die Mechanismen von sozialen Medien: Was muss ich tun, um möglichst viele Menschen zu erreichen?
Anhand des Projektes lassen sich darüber hinaus sehr gut Grundlagen des Urheberrechtes behandeln. Da die Bilder veröffentlicht werden, dürfen die Schüler*innen nur Bilder verwenden, die sie selber gemacht haben oder die unter einer Lizenz stehen, die dies zulässt. Vor diesem Hintergrund bietet sich eine Behandlung der Creative-Commons-Lizenzen an, unter denen Bilder veröffentlicht werden, die wiederverwendet werden dürfen. Gute Quellen für Fotos sind zum Beispiel die Websites pixabay.com oder pexels.com, da dort qualitativ hochwertige Fotos veröffentlicht werden, die die Schüler*innen ohne Lizenzvorgaben nutzen können.
3.) Präsentation und Reflexion: Die Präsentation der Arbeitsergebnisse lässt sich online durchführen: Nach einem Austausch der Links zu den verschiedenen Accounts können die Schüler*innen in der Schule oder von zu Hause aus die Arbeitsergebnisse der anderen Gruppe begutachten. Dabei lässt sich die Kommentar-Funktion von Instagram für gegenseitiges Feedback nutzen. Im Sinne der oben genannten Medienkompetenzen können die Schüler*innen dann gemeinsam noch abschließend reflektieren, welche Stärken und Schwächen das Medium Instagram für die politische Kommunikation hat.