Woran erkennt man eigentlich einen guten Lehrer? Ein Schüler beschreibt die wichtigsten Kriterien und entwirft ein Feedback- und Kontroll-System, das verhindern könnte, dass Lehrer schlechten Unterricht machen. Von Lukas auf der Landwehr
Die grundlegende Frage bei diesem Projekt war, was wir an dem heutigen Schulsystem ändern würden, wenn wir könnten. Aus gegebenen Anlass, inspiriert durch meine eigenen negativen, aber auch positiven Erfahrungen während meiner Schulzeit, möchte ich mich den Lehrern widmen. Dabei soll es darum gehen, wie ich mir einen guten Lehrer vorstelle, und was meiner Meinung nach passieren müsste, damit wirklich guter Unterricht gehalten werden kann.
Einerseits geht es um das, was mich zu diesem Thema inspiriert hat, die Dinge, die einige Lehrer tun und die mir im Laufe meiner Zeit in dieser Institution negativ aufgefallen sind. Auf der anderen Seite werde ich auch versuchen Vorschläge einzureichen, wie es besser laufen könnte, einmal an Hand von äußerer Beurteilung und Kontrolle aber auch durch Selbstkontrolle der Lehrer.Wahrscheinlich bewege ich mich hier auf sehr dünnem Eis, wenn ich beginne Lehrer zu kritisieren, aber möglicherweise wird es der eine oder andere als Anhaltspunkt nehmen den eigenen Unterricht zu hinterfragen, ich hoffe es jedenfalls.
Lehrer-Probleme, die guten Unterricht verhindern
Die Dinge, die mir im Laufe der Zeit aufgefallen sind, wird möglicherweise nicht jeder Schüler ebenso ansehen, dennoch möchte ich hier mit einer kleinen, unstrukturierten Aufzählung der Probleme beginnen, die guten Unterricht verhindern:
Der Lehrer bekommt die Klasse nicht unter Kontrolle
Sicherlich liegt das auch teilweise an den Schülern, aber ein Lehrer, der selbst für einen Oberstufenkurs nicht den Eindruck erweckt kompetent genug zu sein um ihm Aufmerksamkeit zu schenken dürfte es ziemlich schwer haben auch guten Unterricht zu führen.
Die Unfähigkeit Wissen zu vermitteln
Ich möchte eigentlich keinem Lehrer vorwerfen in seinem Fach nicht über ausreichend Wissen zu verfügen um es zu unterrichten, dennoch ist es bei einigen der Fall, dass das Wissen, ob nun vorhanden oder nicht, nicht ordentlich vermittelt werden kann.
Veraltete pädagogische Konzepte
Es mag einmal so gewesen sein, dass der Lehrer der uneingeschränkte Herr des Klassenraums war und tun durfte, was er wollte, doch heutzutage kommt es bei den Schülern nicht mehr besonders gut an, wenn der Lehrer einen 90 Minutenvortrag hält. Dies führt in den meisten Fällen zu akuter geistiger Abwesenheit, oder in meinen Fall zu 151 gefangenen Pokémon.
Auch ein Anschreien oder Niedermachen des Schülers trägt nicht unbedingt zu erhöhtem Lernwillen bei. Dies mag in einer lauten 7. Klasse, die sonst nicht anders zu kontrollieren ist, ab und zu angebracht sein, aber sobald es sich gezielt auf einzelne Schüler bezieht fällt es schon fast in dem Bereich Mobbing, nicht unbedingt etwas, wodurch eine Lernatmosphäre entsteht. Und sobald ein Oberstufenkurs unterrichtet wird, ist etwas derartiges nun wirklich unangebracht, ein Großteil der Schüler ist erwachsen, man kann auch normal mit ihnen reden!
Nicht nachvollziehbare Bewertung
Dies gibt es auf beiden Seiten, entweder gibt ein Lehrer extrem gute oder extrem schlechte Noten, die aus der Sicht vieler Schüler ungerechtfertig sind. (Achtung, nicht aus der Sicht von einzelnen, das ein einzelner unzufrieden ist, fällt nicht unter diese Kategorie.) Bei besonders guten Noten wird sich selbstverständlich kein Schüler beschweren, es ist allerdings sehr frustrierend, wenn der Schüler das Gefühl hat auch mit größter Anstrengung nur acht Punkte erreichen zu können.
Zum Glück ist das in meinem selbst erlebten Unterricht nur sehr selten vorgekommen, doch aus vielen Erzählungen von anderen Schülern kenne ich das Prinzip der Bewertung nach Sympathie. Es wird zwar immer behauptet, der Lehrer schaue nur auf die objektive Leistung, doch die subjektive Einschätzung spielt doch meistens auch eine Rolle, bei einigen Beispielen fällt das leider extrem auf. Es motiviert nicht besonders, wenn man eine schlechtere Note bekommt als man eigentlich verdient hätte, nur weil man Haltung oder Humor des Lehrers nicht teilt (oder der Lehrer mit der eigenen Haltung und dem eigenen Humor nichts anzufangen weiß).
Kompetenzen, die ein guter Lehrer braucht
Dies sind die Kompetenzen, die ein Lehrer meiner Meinung nach besitzen sollte, um einen guten Unterricht zu gewährleisten. Praktisch sind dies die Erwartungen, die ich an einen Lehrer stelle:
Inhaltliche/ Fachliche Kompetenz
Lehrer sollten stets auf dem neusten inhaltlichen Stand sein, egal wie lange sie schon im Amt sind. Dies bezieht sich einerseits auf eine allgemeine Wissenserweiterung, aber auch auf den sich ändernden Lehrplan. Auch eine gewisse Aktualität der Themen (sofern in dem jeweiligen Fach möglich, in Mathe etc. eher schwer umzusetzen) sollte gegeben sein.
Die Kompetenz, den Schülern das eigene Wissen näher zu bringen, sollte vorhanden sein. Voraussetzung für diesen Punkt ist einerseits die Fähigkeit und die Geduld für Erklärungen, aber auch eine gewisse Schülernähe, man sollte nicht von seinem eigenen gehobenen Spezialwissen, das man nach einen Studium besitzt, aus unterrichten, sondern auf einem Level mit den Schülern. Dieses Kriterium dürfte allerdings für einen Lehrer nur ziemlich schwer selbst zu kontrollieren sein, da man nur aus sich selbst heraus nicht wirklich beurteilen kann, wie gut man etwas erklären kann. Man sollte sich also auf ein Feedback der Schüler verlassen, oder auf andere äußere Beobachter, aber dazu später mehr.
Pädagogische Kompetenz
Wie bereits unter „Probleme“ aufgeführt, sind hier Dinge wie ein frontaler, lehrerzentrierter Unterricht oder das Erzeugen einer negativen Atmosphäre gemeint, die den Unterricht nicht unbedingt weiter bringen, man sollte einfach darauf achten, dass diese Probleme im eigenen Unterricht nicht auftreten. Zu pädagogischer Kompetenz zählt außerdem, als Empfehlung formuliert, eine gewisse Schülernähe (also die Fähigkeit sich in den Schüler hinein zu versetzen und nicht von oben herab zu unterrichten).
Faire Bewertung
Wie ebenfalls bereits unter „Probleme“ näher erklärt, ist es nicht förderlich, wenn die Schüler den wie auch immer gearteten Eindruck haben, nicht fair bewertet zu werden. Um diesem Eindruck vorzubeugen sollte immer an Hand von festen, immer gleichen Kriterien bewertet werden. Wenn möglich können diese Kriterien dem Schüler auch offen gelegt werden, um so eine mögliche schlechte Note zu erklären und Unmut vorzubeugen (Wichtig, ein „Eigentlich sehe ich dich in dem und dem Bereich aber durch (hier nicht näher erklärten Grund einfügen) kriegst du leider eine schlechtere Note“ ist keine ordentliche Erklärung). Hier sollte auf Dinge wie Anzahl der Meldungen, Produktivität der Beiträge, abgegebene Projekte, mögliche Zusatzarbeiten etc eingegangen werden, wenn der Lehrer ein „in den letzten Stunden bist du allerdings nicht so gut drauf gewesen“ oder etwas ähnliches (aus Schülersicht etwas sehr subjektives) angibt, ohne näher auf eine Sachlage einzugehen ist das keine angemessene Erklärung. Ich hoffe man versteht, was ich damit sagen möchte, es ist ein sehr weiträumiges Kriterium.
Mag sein, dass ich hier nicht alles genannt habe, grundsätzlich sei gesagt, dass es immer gut ist die Schüler um Feedback zu bitten, am besten anonym, möglicherweise wird man so auf größere Probleme aufmerksam. Ich kann so viel sagen, dass eigentlich alle Lehrer, die bei mir im Unterricht ein derartiges regelmäßiges Feedbacksystem genutzt haben, einen guten (wenn auch nicht immer perfekten, aber das verlangt ja auch keiner) Unterricht gehalten haben und somit dieses System gar nicht mehr nötig haben würden.
Alle Lehrer, bei denen ich gerne einmal eine ganze Menge anmerken würde, haben allerdings nie die Gelegenheit dazu gegeben Verbesserungsvorschläge zu machen (das heißt natürlich nicht, dass alle Lehrer, die kein solches System nutzen automatisch schlecht sind, schaden würde es allerdings niemandem).
Lehrer-Kontrolle von außen
Ich gehe davon aus, dass ein Lehrer, der sich an meine Empfehlungen und die seiner Schüler hält, in der Lage ist einen zumindest einigermaßen ordentlichen Unterricht zu halten. Für alle anderen, die absoluten Härtefälle, die mich auch zu diesem Beitrag inspiriert haben, wäre allerdings möglicherweise ein anderes, äußeres System notwendig, dass feststellt, ob ein Lehrer überhaupt berechtigt sein sollte zu unterrichten.
Bewertet werden sollten dabei festgelegte Kriterien, die auf meinen obigen Kriterien basieren könnten. Es geht dabei darum, ob ein Lehrer unter allen Aspekten in der Lage ist einen ordentlichen Unterricht durchzuführen. Die Bewertung kann hier von ganz unterschiedlichen Seiten aus durchgeführt werden, meine Ideen werde ich hier einmal aufführen:
Bewertung durch äußere unparteiische Beobachter
- Die Objektivität ist in einem solchen Verfahren extrem wichtig, sie sollte durch unbeteiligte Beobachter gewährleistet werden.
- Möglicherweise ist ein staatliches Institut möglich, dass die Kriterien festlegt und die Untersuchungen durchführt.
Bewertung durch Schüler
- Schüler sind nicht unbedingt unparteiisch, aber sie sind am täglichen Unterrichtsgeschehen beteiligt und sind somit in der Lage einen Gesamteindruck eines Lehrers über einen längeren Zeitraum hinweg zu bekommen. Außerdem sind manche Dinge nur durch tägliches Erleben des Unterrichts feststellbar, so zum Beispiel, ob eine Bewertung „nach Gefühl“ stattfindet.
- Die Meinung der Schüler ist insofern wichtig, da sie sich auch (bis zu einem gewissen Grad) im Unterricht wohlfühlen sollen, ein Unterricht, zu dem die Schüler schon fast angsterfüllt hingehen, ist kein besonders guter Unterricht.
- Dennoch sollte bei der Meinung von Schülern Vorsicht walten, am besten ist es mehrere Kurse nach ihrer Meinung zu befragen, nur ein einzelner Kurs, der Probleme mit einem Lehrer hat ist noch lange kein Indiz für eine generelle Unterrichtsunfähigkeit.
Bewertung durch andere Lehrer oder die Schulleitung
- Andere Lehrer erleben einen Lehrer noch einmal anders als ein Schüler und sind somit in der Lage ganz andere Seiten von ihm kennen zu lernen. Außerdem wäre eine Beurteilung durch andere Lehrer eine Möglichkeit eine überstürzte und emotional gesteuerte Schülerentscheidung zu unterbinden.
- Ebenfalls ist es möglich, dass auch unter den Kollegen ein negatives Klima herrscht und somit ein einzelner Lehrer mehrere seiner Kollegen beeinträchtigen könnte.
Eltern (vielleicht)
Eltern könnten als Mittelding zwischen den Schülern, die den Unterricht täglich erleben und den äußeren Beobachtern darstellen. Es wäre kein großen Problem, dass von Zeit zu Zeit ein Elternteil den Unterricht beobachtet, somit könnten sie den Lehrer relativ alltagsnah erleben ohne jedoch eine gewisse Objektivität zu verlieren.
Mögliche Konsequenzen:
Bei Feststellung einer generellen Unterrichtsunfähigkeit müsste es verschiedene Möglichkeiten geben, was dann mit einem solchen Lehrer passiert, hier also ein paar Ideen. Es sind deshalb nur so wenige, weil ich eigentlich hoffe, dass sie nie zum Einsatz kommen würden, ich habe die Hoffnung, dass eine Selbstkontrolle der Lehrer und ein eingeholtes Feedback reichen, um den Unterricht besser und angenehmer zu gestalten, aber dennoch ein paar mögliche Konsequenzen:
Verwarnung
Die harmloseste Art, der Lehrer erhält die Möglichkeit seinen Unterricht noch einmal zu überdenken, andere Konsequenzen treten nur bei erneuten Verwarnungen in Kraft.
Versetzung an eine andere Schule
Möglicherweise ist nicht unbedingt der Lehrer an einem nicht funktionierenden Unterricht Schuld, sondern das generelle Klima in der Schule und die Konstellation haben eine Mitschuld. Eine Versetzung an eine andere Schule wäre somit die Möglichkeit eines Neuanfangs.
Suspendierung
Die letzte Strafe, wenn nach wiederholter Verwarnung und Versetzung immer noch keine Besserung festzustellen ist, sollte darüber abgewogen werden, ob der Lehrer vielleicht allgemein unfähig ist zu unterrichten und für diesen Job nicht weiter geeignet ist.
Schlusssatz
Ich möchte hiermit eigentlich niemanden angreifen, ich habe bewusst sämtliche Namen und Anspielungen weg gelassen, da dieser Text allerdings, insofern ich das richtig verstanden habe, auf einer Website online gestellt wird, hoffe ich, dass ich zumindest einen kleinen Denkanstoß liefern konnte, um somit den Unterricht für kommende Generationen möglicherweise zu verbessern.
Dieses Konzept ist im Unterrichts-Projekt Gute Schule entstanden. Weitere Schüler-Beiträge zu diesem Projekt finden sich unter dem Schlagwort Gute Schule.
Ein sher guter Text und aufjedenfall aufschlussreich, jedoch hat mir ein wichtiger Punkt gefehlt, was ein kompetenter Lehrer haben muss:
Viele Schüler haben einfach ein Verständnis für sich, Angewohnheiten und Eigenschaften, die einem Unterricht leicher oder schwerer machen können.
Die Einfachsten Punkte auf die es sich bezieht, wären einfach Interresse, Vorwissen oder Erziehung der Eltern, die einem vieles leichter, aber auch schwerer machen können. Natürlich ist die Individualität der Schüler nichts schlechtes, jedoch sollte sich ein Lehrer Gedanken drüber machen, welche Probleme ein Schüler beim Verständnis haben könnte, und warum mit diesem Unverständnis nicht normal gehandhabt werden kann.
Ein Beispiel wäre im Chemie Unterricht, das Denken in kleinen Dimensionen, was viele Schüler nicht schaffen, wofür der Lehrer am besten eine umschriebene Erklärung geben sollte.
Ein Lehrer sollte ebenfalls verstehen, dass es oft nichts bringt, einfach offen zu fragen, ob es Probleme gibt und bei nicht bestätigeten Aussagen damit abzuschliessen. Natürlich ist das auch Eigenverschulden der Schüler, aber man könnte situational drüber nachdenken, dies den Schülern trotzdem nochmal nah zu bringen.
Auf jeden dieser Punkte muss individuell auf die Schüler und Schülerinnen eingegangen werden, was ein Vordenken der Lehrer erfordet, aber dennoch extrem wichtig ist um Schülern im Unterricht helfen und seinen eigenen Unterricht zu verbessern.