Wir gehen fünf Tage der Woche in die Schule, zum einen weil diese uns eine Möglichkeit verschafft uns zu bilden, zum anderen weil wir es müssen und wir sonst in Schwierigkeiten geraten würden. Doch ist das, was wir täglich aufnehmen tatsächlich Bildung oder doch nur Wissen? Im Folgenden werde ich mich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Von Vanessa Ploeger
In der Schule werden bestimmte Themen und Inhalte vorgegeben. Wenn man diese Themen nur, sozusagen, aufnimmt, diese auswendig lernt und dann in Klausuren wiedergibt,ohne diese zu reflektieren erlangt man, laut Bieri, nur schulisches Wissen, oder generell Wissen, welches nicht das Gleiche ist wie die Bildung.
Bildung erfordert Neugier
Diese Bildung liegt erst vor, wenn man mit Neugierde an das Thema herangeht und ein Interesse dafür entwickelt. Durch die Neugierde und das Interesse an dem Thema setzten wir uns von allein mehr mit damit auseinander um mehr darüber zu erfahren. Laut Kant würden wir selbstbestimmt handeln, da das Auseinandersetzen mit dem Thema in der Freizeit nicht erforderlich für die Schule ist. Durch das Ansammeln von Fakten kann man das Thema kritisch hinterfragen und die Inhalte reflektieren. Erst dann formt sich der Bildungsprozess, laut Bieri. Das Ergebnis ist, dass man eine Erkenntnis für sein Leben erlangt und somit auch selbstbestimmt entscheiden kann, ob man mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnis etwas an seinem Leben ändern möchte oder nicht.
Zum Beispiel haben wir im Englisch-Leistungskurs das Thema Genetic Engineering behandelt, in dem es vor allem darum geht, ob man die Stammzellen von Embryos verwenden sollte um das Leben eines bereits aktiv lebenden Menschen zu retten, indem die Stammzellen des Embryos in das betroffene Organ eingepflanzt werden und diese Stammzellen sich dann in die bestimmten Zellen des Organs entwickeln und dies somit heilen können. Es wurde thematisiert, ob es durchgesetzt werden sollte, diese Experimente in Deutschland durchzuführen und welche Bedenken wir bei dem Vorgehen haben.
Persönlich habe ich mich Zuhause viel damit auseinandergesetzt, da mich das Thema sehr interessiert hat und bin zu dem Entschluss gekommen, gegen dieses Vorgehen zu sein. Auch wenn ich einmal in die missliche Lage gelange und ein Spenderorgan benötige, wäre ich dagegen einen lebensfähigen Embryo zu töten. Doch genau diese Reflexion des Themas fehlt oft auf Grund von mangelndem Interesse.
Kein Interesse, keine Reflexion
Dies erklärt sich an einem anderen Beispiel aus dem Englisch-Leistungskurs, nämlich das Thema Shakespeare. Wir haben im Unterricht das Drama „Much Ado About Nothing“ gelesen und ausgiebig besprochen, vor allem die Wertvorstellungen der damaligen Zeit. Mir ist aufgefallen, dass ich einige Themen, beispielsweise die Probleme in einer Beziehung, auf meinen Alltag anwenden kann. Jedoch habe ich mich selbst nicht weiter mit dem Thema auseinandergesetzt und diese Werte auf mein Leben bezogen, da es in mir kein Interesse geweckt hat.
Auch in deutschen Schriften, die man im Unterricht liest, fehlt dem Schüler oft der Bezug zu seinem eigenen Alltag, weswegen man sich nicht persönlich damit auseinandersetzt und dadurch auch keine persönliche Entwicklung durchmachen kann. Um also einen Bildungsprozess im Schüler hervorzurufen, müssten die Lehrer die Schüler anregen sich mit dem Thema mit Bezug auf den eigenen Alltag zu befassen, denn erst so reflektieren die Schüler das Gelernte.
Das Denken der Schüler ist vom Staat fremdbestimmt
Ich persönlich finde, dass aus der gesamten Schulzeit oftmals keine richtige Bildung resultiert, sondern dass man ausgebildet wird und am Ende mit einer Anhäufung von Wissen aus die Schule verlässt. Denn, wenn die Bildung voraussetzt, dass man sich selbst aus eigenem Interesse mit bestimmten Themen auseinandersetzt, dann ist dies in der Schule nicht der Fall. Es gibt einen fixen Lehrplan an den man sich halten muss, also hat man keine Freiheiten die Themen zu bearbeiten, die die Schüler interessiert. Somit ist das Denken der Schüler vom Staat fremdbestimmt.
So gesehen werden uns tagtäglich Themen und auch das Wissen aufgezwungen, denn für die meisten Themen zeigen die Schüler kein Interesse. In der Freizeit werden wir fremdbestimmt und setzten uns zwangsläufig mit Themen auseinander, für die wir weder Interesse zeigen noch werden wir von Ihnen zum kritischen Denken angeregt. Man setzt sich mit ihnen aus Angst vor schlechten Noten auseinander und dies sollte nicht das Ziel von Schule und Bildung sein.
Dieser Essay ist im Unterrichts-Projekt Gute Schule entstanden. Weitere Schüler-Beiträge zu diesem Projekt finden sich unter dem Schlagwort Gute Schule.